Max Laeuger
Vase "Blätter", Majolika Karlsruhe, 1921-1923
Der bauchige, hellgrün-grundige Vasenkörper wird überwuchert von einem Gewirr aus dunklen Ästen mit schmalen, nadelartigen und fleischigen, fiedrigen Blättern. Überlappungen und Überschneidungen unterstreichen den naturalistischen Charakter der Darstellung. Das Dekor wurde mit Schlicker, einer verflüssigten Tonmineralmasse, flach und malerisch aufgetragen. Die Vase geht auf einen Entwurf von Professor Max Laeuger zurück und wurde zwischen 1921 und 1923 in der Majolika Karlsruhe ausgeführt. Im Musterverzeichnis der Majolika wird sie unter der Modellnummer 1868 mit dem Titel „Blätter“ geführt.
Max Laeuger war gelernter Musterzeichner und als solcher seit 1884 an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe tätig (u. a. als Lehrer von Emil Nolde). 1895 übernahm er zusätzlich die Leitung der neuen kunstkeramischen Abteilung in den Tonwerken Kandern, ab 1897 führte er innerhalb der Tonwerke einen eigenen Betrieb, die “Prof. Laeugersche Kunsttöpferei in den Tonwerken Kandern“.
Viele Künstler und Entwerfer sahen in der Gefäßkeramik vor allem Trägerflächen und konzentrierten sich auf die Entwicklung verschiedener Dekore. Max Laeuger gehörte zu jenen, die das künstlerische Potential des Materials entdeckten, dessen gestalterische Möglichkeiten ausloteten und dabei neue Formen und Oberflächenstrukturen entwickelten. Er nutzte sein Engagement in Kandern für ausgiebige Versuche, vor allem mit verschiedenen Glasurtechniken, bevorzugt Engoben und Schlickermalerei.
In der Sammlung des Hauses findet sich ein zweites Keramikobjekt von Prof. Max Laeuger:
Krug „Beeren“ (um 1910)
Der schlichte zylindrische Krug fällt durch die in kräftigen Farben gehaltene Laufglasur, den schwingenden Henkel und die in Schlickermalerei applizierten Beeren ins Auge. Alle drei Gestaltungsmerkmale verweisen auf den Jugendstil und seine gestalterische Experimentierfreude.
Die am Boden befindliche Ritz- und Pressmarke verweist auf die Tonwerke Kandern und war dort von 1897 bis 1914 gebräuchlich. Die Modellnummer 135 findet sich im „Privaten Kanderner Musterkatalog“ von Max Laeuger.
Sammlerstücke
Heinrich und Marie Strieffler haben mit dem Wohn- und Atelierhaus eine umfangreiche kunstgewerbliche Sammlung hinterlassen. Neben traditionellen hauswirtschaftlichen Geschirr- und Glaswaren finden sich viele Glas-, Keramik und Zinnobjekte, die auf Sammelinteressen verweisen. Auf Grund fehlender Belege ist vielfach nicht eindeutig bestimmbar, ob Exponate durch Heinrich oder Marie in die Sammlung gelangten. Die Familiengeschichte legt nahe, dass die vor dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Exponate vor allem durch Heinrich Strieffler erworben wurden.
Betrachtet man die Exponate im Einzelnen zeigt sich, dass die Ausstellungen des Münchner Kunstvereins und die Internationalen Kunstausstellungen im Münchner Glaspalast seine Sammeltätigkeit offensichtlich beeinflussten. So wurden 1897, in seinem letzten Studienjahr, auf der VII. Internationalen Kunstausstellung u. a. Arbeiten von Clément Massier, Hermann A. Kähler und Max Laeuger gezeigt, Künstler bzw. Werkstätten des Jugendstils, die damals die künstlerische Moderne repräsentierten und die heute das Profil der Sammlung im Strieffler Haus prägen. Marie ergänzte die Bestände in den 1950er und 1960er Jahren, vermutlich spielten dabei ihre Verbindungen zu zeitgenössischen Künstlerkolleg*innen eine entscheidende Rolle.
